Amber Run sind:
Joe Keogh (Gesang). Vorlieben: „Gewaltige Musik wie Coldplay, U2 und Bon Iver.“
Will Jones (Gitarre). Vorlieben: „Drum & Bass und Post-Rock stehen an den zwei Enden meines Spektrums.“
Tom Sperring (Bass). Vorlieben: “Härtere Musik als die anderen mögen.“
Felix Archer (Schlagzeug). Vorlieben: „Alles von Grunge bis Jon Hopkins.“
Henry Wyeth (Keyboards). Vorlieben: “Oldschool Rock – Led Zeppelin, Thin Lizzy.”
Wenn eine Band ihren vierten und fünften Auftritt überhaupt bei den großen Festivals in Reading und Leeds hat, ist klar, dass da etwas ganz besonderes passiert. Und wer die Musik von Amber Run nur ein paar Sekunden lang hört, kann nachvollziehen, dass das Publikum bei den genannten Festivals, wo sie gleichzeitig mit den Deftones und Bastille spielten, in fassungslose Begeisterung verfiel. In der Musik der Band liegt ein Gemeinschaftsgeist, der in den künftigen Festival-Hymnen ,Heaven‘ (die neue Single) oder ,Spark‘ ganz besonders deutlich wird. Und auch in den fünf Bandmitgliedern von Amber Run ist dieser Gemeinschaftssinn zu spüren, auch wenn die Band erst im Dezember 2012 in Nottingham gegründet wurde.
In einem kleinen Café schwärmt die Band von der Szene Nottinghams - von Jake Bugg und London Grammar, die den Durchbruch schon geschafft haben, aber auch von aufkommenden Talenten wie Saint Raymond und Indiana, oder anderen Lieblingsbands, mit denen sie schon gespielt haben, wie Rhodes und As Elephants Are. Ihre Philosophie ist, dass Musik von so vielen Menschen wie möglich geteilt werden sollte. „Es ist gut, eine Gemeinschaft zu haben“, sagt Gitarrist Will Jones. Sänger Joe Keogh fügt hinzu: „Wenn man die Möglichkeit hat, Musik, die man liebt, einem neuen Publikum vorzustellen, warum sollte man nicht versuchen zu helfen? Bands erleben sowieso schon so viel Dreck; es anderen noch schwerer zu machen ist das letzte, was du tun solltest.“
„Es ist gut, raus aus London zu kommen“, sagt Bassist Tom Sperring. „Die Denkweise dort ist, dass man nur in London zu spielen braucht und alle anderen Orte vergessen kann, wenn man anfängt. Wir wollen lieber in so vielen Städten wie möglich spielen“. Auch Amber Run haben Hilfe aus der Szene ihrer Stadt erhalten. Dean Jackson von BBC Radio Nottingham hat dazu beigetragen, dass sie zu ihren Auftritten bei den Festivals in Reading und Leeds kamen. Seitdem hat das Touren für die Band richtig begonnen, was sie verständlicherweise begeistert. „In allererster Linie wollen wir als Live-Band gesehen werden“, betont Frontmann Joe. „Man kann Wochen damit verbringen, einen Song im Studio richtig hinzubekommen, aber du musst auch in der Lage sein, ihn live zu spielen. Eine tolle Live-Band zu sehen, fühlt sich einfach echter an, als ein grandioses Album zu hören.“ Keyboarder Henry Wyeth fügt hinzu: „Da wir ziemlich früh einen Plattenvertrag bekommen haben, freuen wir uns tatsächlich auf ein paar missglücktere Auftritte, wo wir den Soundcheck ewig nicht hinbekommen, oder der Tonmann es nicht hinkriegt, damit wir lernen, solche Pannen zu meistern.“ Der Wunsch der Band, gute Musik zu verbreiten, geht soweit, dass sie wöchentlich eine Spotify-Playlist zusammenstellen. Die Musikauswahl ist ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel verschiedener musikalischer Einflüsse, das sich auch durch die Songs von Amber Run mit ihren überraschenden Melodien und Rhythmen zieht. „Die Leute erwarten, dass wir alle Mumford and Sons mögen“, sagt Schlagzeuger Felix Archer lächelnd. „Aber unsere Spotify-Playlist ist immer eine absurde Mischung. Von Hardcore-Metal bis Drum & Bass.“
Was nicht bedeutet, dass die fünf Bandmitglieder, alle 20 Jahre alt, um jeden Preis undurchsichtig sein wollen. Unsere Songs mischen Rockhymnen mit epischem Post-Rock“, erklärt Joe. „Ich habe ein Gespür für Pop, ohne das niemand verstehen würde, was ich sagen will. Und die Leute sollen ja schliesslich verstehen, was man rüberbringen will. Als Texter lerne ich, wie einzelne Worte und Silben den gesamten Charakter eines Songs ändern können.“
Joes treffsichere Texte beschäftigen sich mit den großen Themen des Lebens, von der verzweifelten Geschichte eines Freundes, der den Drogen zum Opfer fiel, bis hin zum herzergreifenden Bezieungsdrama „Heaven“, in dem er fürchtet, sein ganzes Leben lang Engeln nachzujagen. Der Song entstand, nachdem ihn zwei Freundinnen in Folge betrogen hatten. Joe beeilt sich aber klarzustellen, dass seine jetzige Freundin grossartig ist. Der gro&stlig;e Optimismus in Spark beschreibt den Aufstieg von Amber Run selbst. Joe erklärt: „Es geht darum, dass kleine Anfänge zu ganz großen Sachen werden können. Und darum zu sehen, wie gross sie noch werden können.“
Amber Run sind entschlossen, ihre Musik so groß zu machen wie möglich. Ihre Debütsingle Noah lief bei Zane Lowe von Radio 1. Derzeit planen sie mit den Produzenten Mike Crossey und Sam Winfield ihr Debütalbum. Crossey ist eine renommierter Name, der schon für Alben von Foals, Jake Bugg und The 1975 steht; Winfield ist ein Freund der Band, der schon Noah produziert hat. „Sam ist wirklich unser sechstes Bandmitglied und wir wollen, dass er dabei ist — wir lernen zusammen“, sagt Joe. „Aber wir wollten auch jemanden, der Erfahrung hat und der schon alles im Studio gemacht hat, und das ist Mike. Wir wollen, dass beide uns fordern. Mit den beiden haben wir zwei Leute, die genau so große Ziele haben wie wir selbst.“ Will fügt hinzu: „Warum sollten wir uns unterschiedlichen Einflüssen gegenüber verschliessen? Als Band hast du die Verpflichtung, Dinge auszuprobieren. Du musst mit deiner Musik ehrgeizig sein.“
Der entschlossene Wunsch sich weiterzuentwickeln bringt auch subtilere Töne in ihre großen und extrem ansteckenden Songs. Joe erklärt: „Wenn du die ganze Zeit nur die ganz großen Songs schreibst, verlierst du deine Schärfe beim Texten. Eingängige Pop-Rock-Songs sind unsere Stärke, aber wir wollen uns weiterentwickeln. Die Entwicklung in unseren Songs der letzen sechs Monate ist erschreckend. Wir wollen natürlich ein großartiges Debütalbum machen, aber wir wollen später beim dritten Album in einer ganz anderen Ausgangssituation sein. Die Songauswahl für das Album könnte ein Alptraum werden, weil unser Sound sich so beunruhigend schnell entwickelt. Es wird ein tolles Album werden, aber auch eines, das zeigt, wo wir uns noch weiterentwickeln können“.
Auch wenn die Band noch recht neu ist, sind alle außer Henry Freunde seit ihrer Kindheit in Amersham, Bucks — Prototyp für britischen Vorstädte, die schon so viele große Bands hervorgebracht haben. Die vier Freunde gingen gemeinsam an die Nottingham University, wo Tom sich mit seinem Kommilitonen Henry anfreundete, der in Kent aufgewachsen war. „Ich traf die anderen zum ersten Mal bei unserer ersten Probe“, erinnert er sich. Die Basis für etwas ganz Besonderes war schon vorhanden. Joe hatte mit Soloauftritten begonnen und im letzten Jahr das örtliche Festival Splendour in The Grass eröffnet.
„Es ist viel einfacher, deinen Sound voranzubringen, wenn du in einer Band spielst und da noch vier andere Typen mit Ideen sind“, sagt Joe. „Und sie sind besser an ihren Instrumenten als ich“. Alle Bandmitgliedern sind in Häusern aufgewachsen, in denen immer Musik lief. Wills Onkel ist Vertriebsleiter bei Fender, Joes Eltern sind Fans von Sonic South und Radiohead. Felix entdeckte das Schlagzeug, nachdem seine Eltern ihn angefleht hatten, mit dem Geige-Lernen aufzuhören.
Amber Run sind entschlossen, sich abseits der Herde aufzuhalten, mit einem Bandnamen, der absichtlich keine offensichtlichen Konnotation hat. „Ich möchte lieber zeitlos sein als cool“, sagt Joe. „Wir schreiben keine Musik, die eindeutig nach 2014 klingt; wir schreiben Musik für das ganze Jahrzehnt, nicht für den Augenblick. Wir wollen, dass sich die Leute unsere Musik in 20 Jahren noch anhören.“
Amber Run haben alle Möglichkeiten, Musikliebhaber aller Zeiten zu begeistern. Was aus kleinen Funken entstehen kann. |